© Illustration | Gernot Walter

Das Geheimnis des Kosmo­nauten-Koffers

Eine mobile Venti­la­ti­ons­an­lage lüftet die Anzüge russi­scher Raum­fahrer


Kurz bevor sie in die Rakete steigen, winken Raum­fahrer noch schnell in die Kameras. In der anderen Hand tragen sie stets ein kleines Köffer­chen. Was ist da drin? Die Brot­zeit? Bei russi­schen Kosmo­nauten auf jeden Fall ein Venti­lator von ebm-papst. Denn die Koffer sind mobile Venti­la­ti­ons­an­lagen. Sie sind über Schläuche mit dem Anzug verbunden und lüften ihn.

Ein Raum­anzug ist herme­tisch dicht – nicht der geringste Luft­aus­tausch mit der Umge­bung findet statt. Deswegen hält man es darin ohne Lüftung nicht lange aus: Allein Schweiß und die eigene Körper­wärme erzeugen schon nach kurzer Zeit ein uner­träg­li­ches Klima, das zur völligen Über­hit­zung führt. Darum belüftet bei Trai­nings auf der Erde und auf dem Weg zur Start­rampe eine mobile Venti­la­ti­ons­an­lage die Anzüge. In der Raum­kapsel und im Weltall selbst über­nimmt dann das Bord­system die Lüftung.

Hand­lich und ausdau­ernd

Die Moskauer Firmen Eco-Intech Ltd. und Sokla Ltd. entwerfen und produ­zieren mobile Venti­la­ti­ons­an­lagen für die russi­sche Raum­fahrt­be­hörde Roskosmos. Das trag­bare Gerät bläst mit einem EC-Radi­al­ven­ti­lator von ebm-papst frische Luft in Raum­anzug und Helm, ohne sie aufzu­wärmen oder abzu­kühlen. „Es ist also kein Klima­gerät, sondern eher ein Belüf­tungs­ap­parat“, sagt Nikolai Dudkin, Gene­ral­di­rektor von Eco-Intech. „Eigent­lich eine simple Anwen­dung. Das Beson­dere daran ist aber, dass das Gerät leicht, kompakt und hand­lich sein soll, aber trotzdem über Stunden zuver­lässig funk­tio­nieren muss.“ Mit einer leis­tungs­fä­higen Lithium-Polymer-Batterie und einem ausge­klü­gelten Mikro­pro­zes­sor­system hält der sechs Kilo schwere Venti­la­ti­ons­koffer sechs Stunden lang durch – genug für ein inten­sives, störungs­freies Trai­ning.

Anfor­de­rungen erfüllt

Eco-Intech ist Spezia­list für mobile und statio­näre Geräte, die die chemi­sche Zusam­men­set­zung von Luft analy­sieren, zum Beispiel zur Kontrolle von Schad­stoffen in Städten oder Laboren. „Wir haben unsere Gebläse früher bei einem russi­schen Hersteller einge­kauft. Bei dem Venti­la­ti­ons­koffer war ebm-papst aber der einzige Anbieter, der alle Anfor­de­rungen von Roskosmos und uns erfüllen konnte“, so Dudkin.

Der deut­sche Astro­naut Alex­ander Gerst und seine Raum­fahrt-Kollegen Maxim Surajew und Reid Wiseman nutzten diese mobilen Venti­la­ti­ons­an­lagen am 28. Mai 2014 vor ihrem Abflug zur ISS Raum­sta­tion.

Schauen Sie sich dazu die Foto­strecke auf Spiegel-Online an.

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