© Marcel Bonte; Illustration: Gernot Walter

Ein Lüfter will die Welt verän­dern

Er ist schmal, leise, unauf­fällig — und macht die Welt ein biss­chen besser: Der Speed­Com­fort Heizungs­lüfter hilft, die Wärme der Heizung schneller und gleich­mä­ßiger im Raum zu verteilen. Damit spart er bis zu 30 Prozent Energie und viel CO2 ein.


Anton van den Broek hatte den Einfall für den kleinen Helfer bereits vor sieben Jahren. „In meiner Nach­bar­schaft leben viele Menschen in alten, sehr schlecht isolierten Häusern“, erzählt er. „Diese Leute haben nicht viel Geld, müssen aber viel für Energie zahlen. Ich wollte ihnen helfen, diese Kosten zu senken, indem ich ihren Ener­gie­ver­brauch redu­ziere.“ Seine Idee: Ein Heizungs­lüfter, bestehend aus drei Venti­la­toren, der unter dem Heiz­körper montiert wird und von dort die Wärme aus der Heizung schnell und gleich­mäßig im Raum verteilt. Doch die Reali­sie­rung seiner Idee schei­terte erst mal am Geld.

Vor zwei­ein­halb Jahren erzählte er am Mittags­tisch seinem Kollegen Pieter van der Ploeg, Geschäfts­führer der Firma „GO!“, die Wohn­häuser ener­gie­ef­fi­zi­enter macht, von seiner Idee. Van der Ploeg war gleich über­zeugt: „Ich beschloss, die Idee aufzu­greifen und zu reali­sieren.“ Gemeinsam mit den beiden Inge­nieuren Arnold Halbertsma und Henk de Groot machte er sich an die Arbeit und entwi­ckelte den Heizungs­lüfter Speed­Com­fort. Jeden Diens­tag­nach­mittag kamen die drei zusammen, um an dem Produkt zu tüfteln.

Euro­pä­isch und umwelt­freund­lich produ­zieren

Die Wahl des Herstel­lers für das Herz­stück der Anwen­dung, die drei Venti­la­toren, fiel dabei sofort auf ebm-papst. Die beiden Inge­nieure hatten lange in der Luft­technik gear­beitet und kannten den Venti­la­to­ren­spe­zia­listen gut. Zudem wollte das Start-up euro­pä­isch und umwelt­freund­lich produ­zieren.

Pieter van der Ploeg mit dem Preis für die grünste Idee Hollands (Foto | Marcel Bonte)

Das Produkt der Wahl war ein DC-Axial­ven­ti­lator. „Beim Kühlen eines Raumes braucht man viel Luft­strom, doch wenn man die Luft in einem Raum nur besser verteilen will, möchte man dabei keinen Wind spüren“, erklärt van der Ploeg. Um die Dreh­zahl möglichst niedrig zu halten, legte ebm-papst in St. Georgen daher die Wick­lung neu aus. Außerdem baute das Team die Venti­la­toren, die norma­ler­weise in der LED-Kühlung zum Einsatz kommen und ein rundes Gehäuse haben, für die Anwen­dung in ein recht­eckiges Gehäuse ein.

Alles ging dabei sehr schnell: Im Früh­ling 2015 waren van der Ploeg und die beiden Inge­nieure noch an der Planung, im Juli begann die Umset­zung mit ebm-papst, im November bekam der Prototyp des Heizungs­lüf­ters Speed­Com­fort bereits den Preis für die grünste Idee Hollands verliehen. Das setzte die Unter­nehmen unter Zugzwang. „Wir star­teten den Verkauf im Webshop bereits im Dezember — zwei Monate früher, als ursprüng­lich geplant“, sagt van der Ploeg. „Das war zwar stressig, aber auch ein Zeichen dafür, dass der Markt auf ein Produkt wie dieses gewartet hatte.“ Im Januar 2016 lief dann die Seri­en­pro­duk­tion an.

Einfache Instal­la­tion

Ein Schlüssel zum Erfolg ist sicher die einfache Instal­la­tion des Produkts. Mithilfe von vier Magneten kann es jeder einfach unter dem Heiz­körper fest­kli­cken und an den Strom anschließen. Der Heizungs­lüfter hat einen einge­bauten Tempe­ra­tur­sensor und beginnt zu laufen, sobald die Heizung 35 Grad warm ist. Die drei Venti­la­toren beschleu­nigen die heraus­strö­mende warme Luft und verteilen sie gleich­mäßig im Raum. Das ist kaum zu hören und erhöht den Komfort in der Wohnung. Der Speed­Com­fort selbst verbraucht Energie für weniger als 16 Cent pro Jahr.


So funk­tio­niert Speed­Com­fort:


In jeder Hinsicht nach­haltig

Zudem verrin­gert er die Vorlauf­tem­pe­ratur der Heizung deut­lich. Während Bewohner die Heizung norma­ler­weise auf 80 Grad erhitzen müssen, damit es im Raum langsam warm wird, sind mit dem Heizungs­lüfter 60 Grad für eine kuschlig warme Wohnung ausrei­chend. Dadurch wird weniger Öl, Gas oder Kohle zum Heizen benö­tigt und Haus­halte können bis zu 30 Prozent Energie sparen. Die Welt profi­tiert gleich­zeitig von weniger CO2-Ausstoß. Wenn jeder vierte Haus­halt in den Nieder­landen den Speed­Com­fort einsetzen würde, könnte allein das kleine Land an der Nordsee eine Milli­arde Kilo­gramm CO2 einsparen.

„Wir haben mit dem Speed­Com­fort ein Produkt entwi­ckelt, das in jeder Hinsicht nach­haltig ist“, sagt van der Ploeg. So besteht der Lüfter aus Mate­ria­lien, die auf der Basis von nach­wach­senden Rohstoffen erzeugt werden. Und bei der Produk­tion hat sich der Hersteller soziale Ziele gesteckt: Den Speed­Com­fort bauen Personen mit mentalen oder körper­li­chen Einschrän­kungen zusammen, die nicht auf dem normalen Arbeits­markt tätig sein können.

Bald auch in Deutsch­land

Bislang gibt es den Heizungs­lüfter in drei verschie­denen Vari­anten nur in Holland und Belgien, bald möchte Pieter van der Ploeg ihn auch in Deutsch­land auf den Markt bringen. Dafür sucht er derzeit nach Part­nern für den Vertrieb. Die sollten am besten die gleiche große Vision verfolgen: „Wir wollen die Welt besser machen, unsere CO2-Emis­sionen redu­zieren und den Klima­wandel stoppen.“

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  • Anastasia Frühauf sagte am :

    Wir über­legen ständig, ob es Heizungs­zu­behör gibt, der auch noch umwelt­freund­lich ist. Es ist natür­lich super, dass dieser bis zu 30% Energie spart und dazu noch CO2 einspart. Dann haben wir wohl endlich etwas gefunden.

  • Hannes Bartschneider sagte am :

    Ich habe vor Kurzem im Betrieb einige Axial­ven­ti­la­toren gekauft und bin vor der Leis­tung über­zeugt. Nun möchte ich privat einige kaufen und wollte eine umwelt­freund­liche Vari­ante. Schön, dass es hier ein Produkt gibt, was eben­falls mit einem Axial­ven­ti­lator arbeitet.